Zephyr Lage Racer - ein Erfahrungsbericht

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Fahrverhalten

...oh Mann! Warum hab ich davon 10 Jahre geträumt anstatt es zu tun? Jetzt hab ich Gegenwind mit 2-3bft und fahre locker tretend 35km/h, mit einem breiten Grinsen. Das muß der berühmte >>recumbent grin<< sein... nicht zu fassen.

Das war am dritten Tag. Um ehrlich zu sein war der Anfang wesentlich härter. Ich hab 20 min. gebraucht um überhaupt anzufahren, vermute aber es lag vor allem an der fehlenden Lieger-Erfahrung. Andererseits bin ich keinmal gestürzt dabei, vielleicht war ich auch übervorsichtig.
Bergauf fahren geht erstmal gar nicht, enge Kurven meide ich anfangs wie die Pest.
Der tiefe Sitz (25cm) und der flache Winkel sind natürlich nicht gerade zuträglich um die große Übersicht im Stadtverkehr zu haben, ist aber Gewohnheitssache. Das Rad ist ja auch eher für Langstrecke gedacht. Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck übersehen zu werden, das ist wohl der Exotenbonus. Auffällige Kleidung (gelber Windbreaker) hilft ebenfalls, und defensive Fahrweise. Letztere sollte man als Radfahrer ja sowieso beherrschen.

Fazit nach 1000km: nach kurzer Eingewöhnugnsphase fährt sich das Rad äußerst agil, gutmütig und für einen Tieflieger überraschend wendig. Ich bin rundum zufrieden und der Fahrspaß steigt mit jedem Kilometer. Komfort ist prima, sicher nicht zu vergleichen mit einem vollgefederten Tourenlieger, aber auch 90km am Stück hab ich schon ohne Streß und Verspannungen gefahren. Fahrstabilität in allen Lagen einwandfrei, sowohl langsame Fahrt <10km/h als auch Highspeed: bisheriger Rekord: 72km/h bergab, mittretend. Keine Anzeichen von Flattern oder Instabilität!
 

Stand der Dinge bei 3000 km (25.6.03): nichts wirklich neues. Nach wie vor absolut zufrieden, das viele Fahren spricht für sich.
Keine echten Defekte, eine gerissene Speiche durch unvorsichtiges Fahren.
Keine Unfälle, nicht mehr Gefahrensituationen als auf dem Normalrad.
Ich habe 10 kg verloren und fahre 90 Minuten einen 33er Schnitt in ebenem Terrain.
Neuer Temporekord: 94km/h bergab, Mittreten natürlich nicht möglich.
Längste Touren 130-150 km, mit Reisegeschindigkeiten zwischen 25 und 30 km/h.

Nach einer Saison mit 5700 km (Jahresende): läuft und läuft und läuft. Mein Trekkingrad verstaubt in der Garage. Ich mache fast alle möglichen Fahrten mit dem Zephyr und grübele über einen Gepäckträger und ev. eine Heckverkleidung, um kleines Gepäck mitzunehmen. Schutzblech vorne montiert, zwar nicht Racer-like aber sehr angenehm! Vorher gabs schonmal eine geballte Ladung Pfützenwasser in den Schritt. Hinten einen kleinen Spritzschutz aus zwei gebogenen Speichen und einem Stück Spinaker-Nylon aus dem Drachenbau. Der "Wippsteert" sieht drollig aus, wiegt aber fast nix und tut erstaunlich gute Dienste.

Wen's interessiert: kleines Fahrtentagebuch der ersten sechs Wochen

0km: Aus dem Keller in die frische Morgenluft: oha, die ganze Schrauberei umsonst! wie fährt man damit ohne umzufallen? Irgendwie muß es gehen, ich weiß. Hartnäckigkeit zahlt sich aus: nach 20 min. erste Erfolge. Die Nachbarn haben jedenfalls ihren Spaß.

70km: kurze Steigungen (bis 1km) kein Problem mehr, aber Vorsicht mit den Knien - neige zum Überlasten. Fahrverhalten wird immer angenehmer, mittlerweile stellt sich Routine ein. Anfahren ist aber nur mit echter Konzentration drin. Wendigkeit nimmt zu, nach wie vor sind sehr enge Kurven an Problemstellen (einbiegen nach links in stark befahrene Straße usw.) eine Herausforderung.

180km: Flott unterwegs... Berge gehen besser, strengen aber noch sehr an. Durchschnittsgeschwindigkeit mittlerweile bei 22-23km/h. Für einen untrainierten Anfänger bin ich zufrieden. Auf dem Trekkingbike werde ich wohl noch eine Weile schneller sein, am Berg und in der Stadt.
Nebenbei weitere Feinabstimmungen (Vorbau länger). Kopfstütze hält nicht wie gewünscht, Winkelbleche zu schwach. Ein Alublech muß her, das auf der ganzen Fläche hält. Ein Freund mit technischen Möglichkeiten will sich der Gepäckträgerfrage annehmen.

230km: ich beginne schnell um enge Kurven zu flitzen... was ein Spaß, solange man nicht leichtsinnig wird. Erste beinahe-Unfälle mit Fußgängern, die einfach nicht registrieren wie schnell man ist. Defensiv fahren ist angesagt. Man kann einfach nicht erwarten, daß z.B. Fußgänger auf einem kombinierten Fuß/Radweg mit einem 30km/h schnellen Fahrzeig rechnen. Autofahrer gucken meist erstaunt, ganz wenige hupen weil ich doch etwas weiter zur Straßenmitte fahre als mit dem Trekker. Das muß aber auch sein, hab ich das Gefühl, wegen der Übersicht bei Einmündungen und weil der Lieger von aussteigenden PKW-Benutzern noch weniger gesehen wird als normale Räder.

320km: wirklich Tretlagerabstand kürzen? vielleicht doch wieder verlängern. Der Tiller könnte auch noch länger. Vorsi ht mit den Knien, sonst alles easy. Sitzmatte mit Überzug und Klettband fixiert. Macht alles nochmal wesentlich angenehmer und eleganter.
Durchschnittsgeschwindigkeit nähert sich der 25km/h marke bei fast 20km Fahrt.

400km: ich fahre und fahre... gestern 40km am Stück, der Schnitt liegt mittlerweile bei ca. 25km/h. Tiller noch weiter rausgezogen, fährt sich gleich besser. Langsam komme ich an die Längengrenze der Schaltzüge. Tretlager wollte ich auch nochmal experimentieren.
Der vordere Umwerfer ist nicht optimal positioniert, stößt ans Hauptrohr wenn das kleinste Kettenblatt angesteuert werden soll.
Die Knieprobleme sind stark zurückgegangen, vermute in 200km vollständig weg. Zeit für die erste größere Tour. Etwas zügeln sollte ich mich glaube ich noch.

500km: SUCHTGEFAHR!!! Schnitt heute 26,7 - geht doch! Auch Bergfahrten sind jetzt mindestens so schnell wie Anfang des Jahres mit dem Trekkingrad. Allerdings fühle ich mich auf letzterem mittlerweile merkwürdig unsicher...

700km: Die Touren werden länger, wenn Zeit ist 40km. Statt Gepäckträger kann man eine Stofftasche über die Kopfstütze an der Seite runterhängen lassen. Das Bügelschloß schützt die Speichen.

800km: Habe für einen (!) Euro Shimano Schuhe ersteigert und diese mit Cleats versehen. Die ursprünglich ebenfalls für 1¤ ergatterten Lake-MTB-Schuhe (MX-50) gefallen mir so gut, daß ich sie nicht mit Cleats alltags-untauglich machen will. Die Entscheidung, auf Dual-Pedale umzurüsten zahlt sich jetzt aus, wirklich ideal. Die ersten Touren mit Cleats zeigen a) Ein- und Ausklinken kann man Anfangs nicht oft genug üben b) schneller wird man nur wenn man bewußt dauerhaft rund tritt und c) auf Tour ist es wesentlich sicherer und komfortabler mit Cleats.
Zum ersten mal knacke ich den 30er Schnitt über 10km.

1000km: Hurra! Der erste Tausender, schneller als gedacht. Zwei große Touren (Pad-Delbrück-Lippstadt und Pad-Brenken) haben das ganz schnell möglich gemacht. Die großen Touristik-Radwanderwege sind aber nicht für den Racer gemacht, das hatte ich mir anders vorgestellt... naja, auf Nebenstraßen ist es umso schöner und schneller. Einer Tour über mehr als 100 km steht nichts mehr im Wege...

1150 km: Das Rad entwickelt sich zum km-Fresser. Am Ostermontag auf dem Weg zu Bekannten einenUmweg gefahren und über eine ganze Stunde 30er Schnitt. WOW. So wollte ich das...

© 2003 Volker Kukulenz